Was man alles richtig und falsch machen kann, bei der Planung und dem Bau einer Schule
Da wir seit über 15 Jahren, in über 300 Projekten (Stand 2.2022) mit der Umsetzung unseres Farbleitsystems an Schulen tätig sind, ist es üblich, dass wir schon bei der Planungsphase involviert werden, um unser Sicherheitskonzept optimal umsetzen zu können. Von der Planung bis zur Fertigstellung der Schulen werden oft mehrere Jahre benötigt und es kommt relativ oft vor, dass gerade in der Endphase noch einige Planungen umgeworfen oder notdürftig angepasst werden müssen. In diesem Artikel zeigen wir unsere Erfahrungen auf, wo Problematiken aufgetreten sind und wie sie letztlich gelöst wurden.
Die Größe der Schule wird oft falsch eingeschätzt
Gerade in der Anfangsphase der Planung werden von den Schulträgern der Bedarf an Räumlichkeiten und die Schülerzahlen herangezogen, um die Größe der Schule und den Kostenaufwand zu schätzen. In den meisten Fällen liegen aber diese Planzahlen unterhalb den späteren Erfordernissen. Oft werden die Zahlen angenähert und ein unerwarteter Anstieg der Schülerzahlen wird unbewusst ignoriert.
Gerade die letzten Jahre, haben gezeigt, dass eine zu kleine Planung der Schule, oft ungewollt unkalkulierbare Mehrkosten erzeugt und die Planung einer weiteren Schule bzw. eines Erweiterungsbauten nötig ist. Wir hatten einen Fall, bei dem eine Schule vom Architekturbüro schon fertig geplant und auch die Baugenehmigung bereits erteilt war. Kurz vor dem ersten Spatenstich, mussten aber die Pläne verworfen werden, da es sich herausstellte, dass die Anzahl der Schüler mehr als das Doppelte betragen wird. Also wurde die Schule neu geplant, was eine Verzögerung von über 18 Monaten erzeugte. Auch sind viele Schulträger überrascht, dass sich plötzlich so viele Schüler in den jeweiligen Einzugsgebieten an Schulen anmelden, die nicht mehr genügend Kapazität haben.
Man hat oft, das Gefühl, dass die Alarmzeichen in den Kindergärten, die schon Jahre vorher die Zahlen der kommenden Schüler prognostizieren, nicht zur Kenntnis genommen werden. Auch ist der Krieg in der Ukraine und die Flüchtlinge aus anderen Krisengebieten nicht berücksichtigt worden, um diese entsprechend aufzunehmen. Krisen müssen eingeplant werden, denn gerade dieser Faktor ist heutzutage öfter eingetroffen als erwartet.
Einer der Gründe ist wohl der Kostendruck und die Budgetierung der Schulträger, die nicht die Möglichkeit haben, die realen Kosten zu veröffentlichen, da ansonsten das Vorhaben schon im Vorfeld nicht realisiert wird. Wenn dann natürlich das Gebäude im Bau ist und Mehrkosten entstehen, kann der Schulträger keinen Rückzieher machen und übernimmt dann die zusätzlichen Kosten, um die Schule fertig zu stellen.
Unser Vorschlag wäre, schon im Vorfeld der Planung die Räumlichkeiten etwas großzügiger zu berücksichtigen. Auch ist hierbei wichtig die Alterstrukturen in den Schulbezirken zu berücksichtigen und auch geplante Wohnungssiedlungen im Auge zu behalten. Denn jede Planung sollte langfristig stattfinden.
Man sollte die Größe der Schule ganzheitlich betrachten und nicht nur auf die Kosten schauen.
Ungeeignete Infrastruktur an den Schulen
Oft werden große Schulen in Wohngebieten gebaut, die einerseits nicht genug Parkplätze bieten und andererseits die Zufahrten zur Schule nur eingeschränkt nutzbar sind. Wir würden uns wünschen, dass Schüler wie früher öfter zu Fuß zur Schule gehen könnten. Aber dies ist heute nicht mehr der Fall. Morgens stauen sich die Autos, um die Schüler an die Schule zu bringen. Gerade die Stoßzeiten führen zum Verkehrschaos und gefährden die Schüler. Neben der Planung des Gebäudes, müssen auch im Umfeld die Zubringerwege und Parkmöglichkeiten berücksichtigt werden, um auch die Nachbarschaft entsprechend zu entlasten. Schulbusse, Fahrräder und große PKWs sind mittlerweile ein normales morgendliches Stadtbild an Schulen. Je größer die Schule, um so stressiger ist das Verkehrschaos vor Ort. Jeder Bauherr kennt die Vorschriften, dass bei einem Neubau genügend Parkplätze eingeplant werden. Das ist gerade bei weiterführenden Schulen von Betracht, wo viele Oberstufenschüler bereits einen Führerschein und ein Auto besitzen.
Hierbei hilft eine einheitliche Verkehrsführung und Klärung des Verkehrsamtes, wie man dieses Problem schon im Vorfeld vermeidet. Oft genügen einfache Parkbuchten für die Autos oder auch eine zeitliche Verschiebung der Schulstunden, um den Verkehrsstrom zu entzerren.
Parkbuchten sind hilfreich, um das morgendliche Verkehrschaos zu vermeiden.
Schulen sind immer sich ändernde organische Gebäudestrukturen
Oft erleben wir, dass in den Schulen immer wieder Umbauten stattfinden und die Schüler in provisorischen Containern für mehrere Jahre ihren Unterricht erhalten. Gerade diese Containerbauten sind für das Lernklima und die Atmosphäre keine optimale Lösung. Es wird immer argumentiert, dass es nur vorübergehend ist. Unsere Erfahrung zeigt, dass diese Bauten mindestens 5 Jahre stehen bleiben und schon nach gut einem Jahr nicht mehr ansehnlich sind. Da schon im Vorfeld klar ist, dass eine Schule alle 5 bis 10 Jahre Umbauten tätigt, sollte hierbei berücksichtigt werden, schon in der Planungsphase ein Ausweichgebäude zu bauen, was langfristig sehr nützlich sein kann. Dieses Gebäude kann natürlich auch für andere Funktionen genutzt werden. Gerade der Ganztagsbereich, der sich in den letzten Jahren etabliert hat, hätte die Möglichkeit in solchen Gebäuden unterzukommen, sofern diese nicht als Ausweichobjekt bei Umbauten dient.
Container als Ausweichgebäude bei Schulumbauten sind für die Schüler über mehrere Jahre nicht zumutbar.
Materialien und kostspielige Extras von den Architekturbüros
Eine Schule sollte eine Lernstätte sein, die Schüler inspiriert und und ihre Kreativität anregt. Oft ist uns aber aufgefallen, dass die Gestaltung der Räumlichkeiten und Materialien eher ausschließlich optischen Zwecken dient und sich die Architekturbüros dabei keine Gedanken machen, wie es in 10 oder 20 Jahren bei dieser intensiven Nutzung aussehen wird. Wichtig ist bei der Planung eine langfristige Vorgehensweise und auch das Gebäude im Innenbereich so flexibel wie möglich zu halten, da hierbei klar ist, dass die Nutzung vieler Räume sich in einigen Jahren immer wieder ändert. Ein Beispiel zeigt die Pandemie, die die Planung der Klassenzimmern verändert hatte. Vor vielen Jahren, war es üblich, dass im Klassenzimmer ein Waschbecken eingeplant wird. Dies wurde dann in den letzten 20 Jahren nicht mehr eingebaut. Jetzt sind diese Ideen wieder auf dem Vormarsch. Geplante Sitzecken oder Lernzonen, sollten so gestaltet werden, dass eine spätere Umnutzung möglich ist. Flexible Zwischenwände, um Klassenräume zu verkleinern oder zu vergrößern, wäre auch eine weitere Möglichkeit.
Schulgebäude sind stets im Wandel, auch wenn die Architekten die Planung bereits abgeschlossen haben.
Schonungslose Barrierefreiheit
Viele Schulträger haben sich vorgenommen die Schulen barrierefrei und inklusiv zu planen und umzusetzen. Wir finden dies auf keinen Fall verkehrt, aber es sollte in einem Maße stattfinden, dass hierbei nicht nur die Barrierefreiheit zählt und alles andere in den Hintergrund tritt. Natürlich sind Bodenindikatoren, taktile Tafeln und rollstuhlgerechte Türgriffe von Vorteil. Aber wenn man in einer gesamte Schule für eine rollstuhlgerechte Nutzung alle Türdrücker auf 70 cm Höhe anbringt und kein Rollstuhlfahrer in der Schule unterrichtet wird, hinterfragen wir die Sinnmäßigkeit. Gerade für das Kollegium, dass sich von nun an jeden Tag bücken muss, um diese Türen aufzumachen, sind solche Entscheidungen nicht nachvollziehbar. Trotzdem werden diese Maßnahmen durchgeführt, da dies vom Schulträger so entschieden wurde ohne die langfristigen Konsequenzen zu kennen.
Gerade der Planungsbereich Inklusion und Barrierefreiheit benötigt Menschen, die selbst davon betroffen sind, um diese Problematik an den Schulen zu klären. Auch kann man die Vorgaben nicht an allen Schulen blind übertragen. Jede Schule ist spezifisch, vom Aufbau, von der Schülerstruktur und Lernweise. Gerade Förderschulen benötigen mehr Inklusion als beispielsweise Gymnasien. Deswegen sollte man darauf achten, mit wieviel Aufwand etwas zu erreichen ist. Unserer Meinung nach ist es wichtiger, dass barrierefreie Elemente und die Orientierung so optimiert werden, dass alle einen Nutzen davon haben und ein spezifische Maßnahme wie rollstuhlgerechte Türklinken, der Mehrheit nicht zum Nachteil gereicht. Man kann nicht zu 100% alles abdecken, aber wenn man 80% berücksichtigt und alle zufrieden sind und Synergien entstehen, werden diese Maßnahmen auch von allen wohlwollend angenommen und mitgetragen.
Inklusion und Barrierefreiheit müssen sinnvoll umgesetzt werden.
Sicherheit und Krisenmanagement an Schulen
Brandschutz ist einer der wichtigsten Elemente, die in der Planung an Schulen berücksichtigt wird. Problematisch wird es aber, wenn der Brandschutz die Schüler mehr gefährdet als schützt. Einer der Beispiele sind Brandschutztüren im Eingangsbereich. Wir haben einige Grundschulen kennengelernt, bei denen die Ein- und Ausgangstüren so schwerfällig sind, dass die Schüler sie nicht eigenständig öffnen können. Dies ist ein Gefährdungspunkt, der gerade in der Planung selten in Betracht gezogen wird. Oft gehen wir von uns als Erwachsene aus. Wir können schwere Brandschutztüren in der Regel ohne Probleme öffnen. Dies ist aber bei einem 6-jährigen Schüler nicht zwangsläufig vorauszusetzen. In diesem Fall müssen wir zielgerecht auch auf die Betroffenen achten und deren Fähigkeiten kennen.
Vereinfachte Fluchtpläne für Grundschüler wäre ebenso ein Ansatz, den man überlegen sollte. Einen genormten Fluchtplan können Kinder im Grundschulalter nicht verstehen. So eine altersgerechte Umsetzung ist einfach und kann gerade im Krisenmodus bei Grundschülern enorm helfen.
Gerade das Farbleitsystem leistet hierbei einen beachtlichen Beitrag. Durch die Kennzeichnung der Türen, im Außenbereich mit Orientierungstafeln, sind sowohl Besucher als auch Rettungskräfte fähig, sich schnell im Gebäude zurecht zu finden.
Verschiedene Gewerke und Ansprechpartner
Da gerade die Planungs- und Bauphase an Schulen sehr lange ist, ist es wichtig, dass sich während des Arbeitsprozesses viele Verantwortliche kontinuierlich ausgetauschen. Absprachen, Entscheidungen oder auch Erfahrungen während dem Bau gehen leider oft verloren und dadurch entstehen Fehler. Durch Verzögerungen können die Gewerke nicht termingerecht liefern und gerade heute mit den hohen Materialkosten sind viele Bauprojekte überdurchschnittlich verteuert worden.
Auch sind die Ausschreibungen und Anforderungen an das Baugewerbe zum Teil nicht mehr zeitgemäß. Durch den Preisdruck passiert es oft, dass während des Bauprojektes Unternehmen zahlungsunfähig werden und dann der Schulträger, um das Projekt fertigstellen zu können, entweder die finanzielle Not der Firma versucht auszugleichen oder einen alternativen Anbieter sucht, der dann meist um einiges teurer wird.
Zum Teil werden auch die Architekturbüros während des Bauprozesses ausgetauscht, da die Leistungen, die erwartet wurden nicht erbracht werden.
Viele dieser Faktoren erschweren die Projektplanung und Fertigstellung der Schulbauprojekte. Auch wenn es versucht wird, die Kommunikation und Planung zu optimieren, ist es doch sehr wichtig, dass man die Verantwortlichen und Ansprechpartner in der gesamten Bauzeit beibehält, damit das Wissen und die Erfahrung nicht verloren geht. Ein zentrales Register für alle Ansprechpartner und regelmäßige Treffen vor Ort helfen ebenso dabei.
Wenn dann die Schule fertig ist und die Schüler ihre Klassenräume bezogen haben, ist der Stress vergessen.