Sophie-Scholl-Gesamtschule in Hamm erhält das Farbleitsystem
Die Sophie-Scholl-Gesamtschule ist eine Gesamtschule in Hamm im Stadtbezirk Beckum-Hövel mit aktuell ca. 1.200 Schülern. Somit gehört diese Schule für uns zu den größeren Projekten mit über neun Gebäudeteilen. Die Schule wurde nach der deutschen Widerstandskämpferin gegen die Diktatur des Nationalsozialismus benannt. Die „weiße Rose“ wird als Schullogo bei dieser Schule verwendet.
Projektanfang
Das Projekt wurde August 2021 beauftragt und Dezember 2021 fertiggestellt. Wie bei allen vorherigen Projekten wurde von unserer Seite vorab das Konzept für die Umsetzung des Farbleitsystems vorbereitet und die Pläne auf Basis der vorhandenen Fluchtpläne der Feuerwehr erstellt. Das gemeinsame Treffen mit der Schulleitung, Vertretern der Stadt und weiteren Verantwortlichen wurde Ende August vereinbart. Hierbei stellten wir fest, dass ein neuer Gebäudeteil nicht berücksichtigt wurde, da uns hier Informationen fehlten.
Auch wenn nicht alle Bestandsgrundrisse aktuell sind, wird vor Ort alles abgestimmt und abgeglichen.
Buchstabenbezeichnungen für Gebäudeteile
Die erste Diskussionsrunde befasste sich mit den Gebäudebezeichnungen. Der Hauptzugang (E1) ist im Bereich der Verwaltung und eines Gebäudeteils, der vorwiegend Klassenräume enthält. Es wurde überlegt, dass die Raumnummerierung bei der Verwaltung anfängt und über die Klassenräume im benachbarten Gebäudeteil weitergeht. Da wir Buchstaben wie „i“ (Großschreibung hier zum besseren Verständnis ersetzt) und „H“ vermeiden, musste hierbei ein Buchstabe verwendet werden, der auch die Funktion beschreibt. Der Buchstabe „i“ kann irreführend sein, da dieser auch leicht als die Nummer 1 interpretiert werden kann. Der Buchstabe „H“ wird nicht verwendet, da dieser in einer Krisensituation auch akustisch als „A“ missverstanden werden kann.
Darüber hinaus verwenden wir nicht den Buchstaben „O“ bei Gebäudebezeichnungen, da dieser auch als „0“ (Null) gelesen werden kann. Somit wurde der Gebäudeteil der Verwaltung mit „V“ benannt, auch wenn in den oberen Etagen Klassenräume zu finden sind. Der Messbereich wurde mit „M“ bezeichnet.
Folglich haben wir neben den Buchstaben V und M auch A bis G für den gesamten Gebäudekomplex verwendet.
Buchstaben für Gebäudeteile müssen eindeutig und klar kommuniziert werden können.
Farbbereiche
Da unser Leitsystem ein einheitliches Erscheinungsbild an allen Schulen erfordert, ist die Farbdefinierung bei der Konzeption leicht umzusetzen und erfordert hierbei nur kleinere Anpassungen bei den verschiedenen Projekten. Dieses Schulgebäude ist in der Bauweise sehr groß, aber nicht komplex, da die gesamte Schule in einem zusammenhängenden Gebäude für 1.200 Schüler konzipiert wurde.
Das Gebäude ist länglich und hat einen Hauptflur, der in die jeweiligen Gebäudeteile verzweigt. Da unser Orientierungssystem mit sieben Farben auskommet, mussten wir bei neun Gebäudeteilen zum Teil zwei Gebäudeteile mit einer Farbe belegen, um mit der vorhanden Anzahl der Farben hinzukommen. Dies gestaltete sich als unproblematisch, da wir einerseits für jedes Gebäude einen eigenen Buchstaben vorgesehen haben und die Struktur es erlaubt, die Gebäudebereiche farblich klar zu unterscheiden.
Wir verwenden nur sieben Farben für das Farbleitsystem, da diese gerade beim Krisenmanagement problemlos zu kommunizieren sind. Mehr Farben können die Teilnehmenden schwer unterscheiden.
Geschossbezeichnungen
Da der Gebäudekomplex auf einem schrägen Hang gebaut wurde ist der hintere Gebäudeteil ebenerdig und wird von der Schule als Erdgeschoss definiert. Die Verwaltung und der offizielle Haupteingang sind im vorderen Bereich und somit das 1. Obergeschoss des Schulgebäudes. Für den Schulbetrieb ist dies unproblematisch. Für Außenstehende, die in das Gebäude kommen eher verwirrend, denn obwohl man ebenerdig in das Gebäude durch den Haupteingang kommt, unwissend gemäß Schulkommunikation schon in der 1. Etage ist. Diese versetzte Geschossbezeichnung ist in Krisensituationen sehr verwirrend, da man gerade beim Haupteingang erwartet, im sog. Erdgeschoss zu sein.
Auch wenn das Untergeschoss im hinteren Gebäudeteil auch ebenerdig ist, ist dies zu vernachlässigen. Beim Sichten der Feuerwehrpläne wurde unser Vorschlag bestärkt, da dort ebenso die Haupteingangsebene mit EG bezeichnet wird. D.h. in den Feuerwehrplänen wurde der hintere Gebäudeteil als Untergeschoss definiert und der Verwaltungsbereich als Erdgeschoss. Somit war es klar, dass wir unsere Raumnummerierung entsprechend der Feuerwehrpläne anlegen werden.
Natürlich ist es gerade bei großen Gebäuden mit mehreren Eingängen nicht einfach, wenn diese am Hang gebaut werden und auf unterschiedlichen Ebenen Zugänge existieren. Deswegen ist es immer ratsam zu schauen, wo der Haupteingang ist und wie die Feuerwehr bzw. die Stadt die Etagen festgelegt hat.
Eine einheitliche Bezeichnung vermeidet falsche Kommunikation bei Stresssituationen.
Die Etagenbezeichnungen müssen klar ersichtlich sein und dürfen für Außenstehende nicht verwirrend sein.
Umgebung und naheliegende Schulen mitberücksichtigen
In der Nähe der Sophie-Scholl-Gesamtschule befindet sich auch die Gebrüder-Grimm-Schule. Diese ist eine Grundschule mit einem Gebäudeteil. Um die Außentafeln sinnvoll zu nutzen, ist es wichtig auch die naheliegenden Nachbarschulen auf den Tafeln zu verzeichnen. Hierbei haben wir vorab mit der Grundschule die Farbbereiche festgelegt und werden dann in naher Zukunft auch diese Schule mit dem Farbleitsystem ausstatten.
Es ist wichtig bei diesem Orientierungssystem, welches auch für Krisenmanagement und Notfälle an Schulen vorgesehen ist, möglichst viele Informationen auf den Außentafeln zu integrieren, da unser Konzept ein ganzheitliches System ist, das übergreifend auch auf die Umgebung angewendet werden kann.
Gerade bei Straftaten innerhalb einer Schule, kann man nie davon ausgehen, dass der Täter auf dem Schulgelände verweilt, sondern auch die Möglichkeit besteht, dass er das Gelände verlässt. Somit ist es naheliegend, dass die Rettungskräfte und Polizei gegebenenfalls wissen, wo weitere Schulen zu finden sind, um eine optimale Kommunikation und Orientierung zu gewährleisten.
Außentafeln sollten auch naheliegende Schulen mit berücksichtigen, um die Orientierung in Krisenfällen zu optimieren.
Umsetzung und Montage
Nach Klärung und Finalisierung des Farbleitsystemkonzeptes, wurden die Vorlagen erstellt. Hierbei war es für die Schule wichtig, dass das Schullogo auf allen Türmarkern integriert wird. Dies ist empfehlenswert, wenn sich weitere Schulen in der Nähe befinden, damit die Rettungsdienste und Sicherheitskräfte jederzeit wissen in welcher Schule sie sich befinden. Natürlich klingt es für Außenstehende unverständlich, aber man muss wissen, dass gerade bei Gefahr und Notsituation die Polizei nicht den Haupteingang benutzt, da dieser wenig Schutzmöglichkeiten bietet und oft durch Seiteneingänge oder über Klassenräume in das Gebäude gelangen. Wenn man bedenkt, dass auf einem Gelände auch mehrere Schulen sein können, ist es eine große Erleichterung, wenn zu jederzeit ersichtlich ist in welcher Schule, Gebäudeteil oder Farbbereich man sich befindet.
Auch unscheinbare Informationen auf den Türmarkern sind für Sicherheitskräfte sehr hilfreich.
Die Montage an der Schule wurde innerhalb von drei Tagen durchgeführt. Da durch die aktuelle Covid-19-Pandemie die Montagen nicht während des Schulbetriebs stattfinden können, wurden diese vorwiegend nach der Schulzeit und an Wochenenden geplant.
Es wurden 4 Außentafeln montiert, 150 Eingangs- und Wandmarker verwendet und 450 Türmarker angebracht.