Leit- und Orientierungssysteme an Krankenhäusern und öffentlichen Gebäuden (signage)
Das Farbleitsystem – FLS – hat seinen Ursprung in der Nutzung für Schulen und ist über die Bedürfnisse und Anforderungen aus diesem Gebäude- und Nutzerbereich für eine bessere Orientierung heraus entwickelt und gestaltet worden.
Der Sicherheitsaspekt bei Krisensituationen und bei AMOK-Fällen war zu Beginn die Hauptmotivation bei der Entwicklung des FLS. Auch das Einheitliche Orientierungssystem (EOS) und das Gütersloher Modell wurden bundesweit dafür Entwickelt, um gerade an Schulen die Sicherheit und Orientierung zu verbessern. Im Gegensatz zu den anderen Leitsystemen, die für mehr Sicherheit an Schulen entwickelt wurden, hat sich unser System auch für komplexere Gebäudestrukturen wie Krankenhäuser, Universitäten und Behörden etabliert.
In den letzten Jahren gewann der Bereich Inklusion und Barrierefreiheit deutlich an Gewicht und bewies die Flexibilität, Anpassungs- und Erweiterungsfähigkeit der FLS-Konzeption. Gerade Förderschulen und Behindertenwerkstätten sind wegen diesen Eigenschaften sehr interessiert.
Das FLS erfüllt nachweislich alle Aspekte einer guten Signaletik, dazu gehören:
- Informationen sind dort zu finden, wo sie benötigt werden ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen
- das System ist einfach und international zu verstehen
- es existiert eine einheitliche Gestaltung, die sich klar vom vorhandenen Umfeld abgrenzt
- die Informationskette ist stets geschlossen
- es ist nachhaltig und jederzeit erweiterbar bzw. anpassbar
- schnelle Änderungen sind möglich
- Barrierefreiheit (Inklusion) ist vorhanden
- alle Informationen reduzieren sich auf das Nötigste
- bei den Informationen werden immer mehrere Sinne angesprochen
Das Farbleitsystem aus Hessen, beweist, dass auch in einem Krankenhaus unser System als Orientierungssystem genutzt werden kann.
Bei den schulischen Einrichtungen wurde die Hauptmotivation für die Entwicklung des FLS zunächst aus dem Sicherheitsdenken motiviert. Dazu gehört vorrangig die zwingende Vorgabe des schnellen Auffindens von speziellen Räumen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste ohne dabei Schulpersonal befragen zu müssen.
Eben dieser Zeitaspekt ist sehr gut auf Krankenhäuser und Einrichtungen des Gesundheitswesens übertragbar. Speziell in Krankenhäusern ist ein effektives Zeitmanagement mit möglichst kurzen Wegen und schneller, übersichtlicher Orientierung sowohl ein großer wirtschaftlicher Faktor als auch ein lebensrettender Aspekt. Daher ist ein gutes Leit- und Orientierungssystem auch an Gesundheitseinrichtungen sehr zu empfehlen.
Meist sind Krankenhäuser komplexe und vergleichsweise kompliziert aufgebaute Gebäudestrukturen bei denen man bereits auf dem Außengelände die Orientierung verlieren kann. Wie wichtig ein allgemein und leicht verständliches Leitsystem an dieser Stelle ist, wird gerne übersehen oder als zweitrangig eingestuft. Dabei ist es gerade für Patienten und Besuchern vertrauensbildend und beruhigend, wenn sie stressfrei von A nach B kommen.
Die Orientierung spiegelt die innere Organisation des Krankenhauses nach außen.
Es fehlen gute Leitstysteme in Krankenhäusern
Gerade bei dem heutigen Sparbedarf im Gesundheitswesen, werden oft bei Neubauten die „kurzen“ Wege in der Planung und späteren Umsetzung oft als einer der wichtigsten Faktoren für Personalkosteneinsparungen erwähnt. Dass eine funktionierende Orientierung auch für Patienten und Besucher sehr wichtig ist, wird dabei oft nicht in Betracht gezogen. Nun wird hier ein Problem sichtbar, das oft nicht wahrgenommen wird. Wenn Besucher das Personal nach den Weg fragen müssen, wird die Arbeit unterbrochen und wertvolle Zeit geht verloren, die dann für wichtige fachliche Aufgabe fehlt. Hierbei summieren sich schnell eine große Summe an Stunden, die im Jahr verloren gehen. Dies ist zwar nicht sofort ersichtlich, doch die Kosten für das Krankenhaus sind nicht unerheblich.
Leitsysteme haben erheblichen Einfluss auf das schnelle Auffinden der jeweiligen Bereiche und Räume. Es erleichtert den Besuchern, dem Personal und auch Patienten das unnötige Herumirren in den Fluren und Gebäudeteilen. Unnötige Schilderwälder ohne klare Informationshierarchien, schlechter Positionierung und verwirrenden Angaben führen oft zu unnötiger Frustration der Suchenden und bedeuten unnötige Zeitverluste. Wenn die Signaletik nur mangelhaft die Aufgaben erfüllt, werden in Eigenregie provisorische Infozettel an ungeeigneten Orten angebracht, die zu weiterer Irritation führen. Auch ist uns aufgefallen, dass in manchen Bereichen mobile Wegweiser angebracht werden, die von jedem hin und her geschoben werden könnten. Dies hat natürlich zur Folge, dass die Pfeilrichtungen oft nicht mehr stimmen und die Suchenden in die falschen Richtungen geleitet werden. All diese Behelfslösungen führen zum gegenteiligen Resultat, von dem was erreicht werden sollte. Frustration und mangelnde Vertrauensbildung sind vorprogrammiert.
Die Flut an Signalen nimmt zu, jedoch verwirrt es mehr als dass es zum Ziel führt.
Singnage ist eine Herausforderung
Leitsysteme in Krankenhäusern zu planen und umzusetzen ist eine herausfordernde Disziplin in der Signaletik. Die Relevanz ist besonders hoch, da die Gebäude, Nutzung und das Gelände sehr komplex und unübersichtlich sind. Hinzu kommt, dass diese Gebäudeart sehr organisch ist und sich immer im Wandel befindet. Es werden neue Bereiche umgebaut, hinzugebaut oder auch organisatorische Strukturen innerhalb des Gebäudes geändert. Die Vielzahl an Nutzern ist Schulen gegenüber wesentlich umfangreicher. Es sind alle Arten von Alterstufen, Sprachen, kognitiven und körperlichen Fähigkeiten zu berücksichtigen. Auch ist der Krankenhausbesucher in seinem Verhalten viel nervöser und der Stresslevel ist um einiges höher. Man muss bedenken, dass die Leute wegen Beschwerden, Unfällen und tragischen Situationen diesen Ort besuchen. Die Wahrnehmung ist demzufolge angespannt und zum Teil Angst erfüllt.
Neben diesen Gruppen muss das System auch für das medizinische Personal, die Servicekräfte und Lieferanten nutzbar sein. Hinzu kommt, dass unser Farbleitsystem auch bei Krisenfällen für Polizei, Rettungsdienste von außerhalb (nicht das örtliche Krankenhauspersonal) und Feuerwehr genutzt werden muss. Alle diese Gruppen, müssen und wollen schnellstmöglich an dem jeweiligen Zielort ankommen ohne unnötig das stationäre Personal befragen zu müssen.
Unser Farbleitsystem für alle. Sowohl für Sicherheit, als auch zur optimalen Orientierung, ist unser System geeignet.
Umsetzung richtig planen
Da sich unser Farbleitsystem an Schulen mittlerweile in Hessen und bundesweit als Standard für Sicherheit und Orientierung (inkl. Inklusion) etabliert hat, wird das Leitsystem als Basisbaustein für alle öffentlichen Gebäude als Orientierungssystem in Betracht gezogen. Es hat ein Baukastenprinzip, das für alle Formen von Gebäudestrukturen verwendet werden kann. Natürlich ist immer noch eine vernünftige Planung bei jedem Gebäude nötig, das nicht nur einen Schilderlieferanten benötigt, sondern Experten, die die Gebäudestruktur richtig erfassen können und auch fähig sind, ein kohärentes System zu entwickeln. Neben der Erfahrung für die richtige Orientierung ist immer der Aspekt der Sicherheit mitzubedenken, denn unser Farbleitsystem ist gerade für diesen Bereich optimiert worden und wird auch von den Auftraggebern immer als Schwerpunkt betrachtet. Neben dem Sicherheitsaspekt ist es uns auch wichtig, dass es für die Nutzer eine erhebliche Erleichterung bei der Orientierung ist.
Trotz des Basisbausteins „Farbleitsystem“ und unserer Erfahrung von über 200 Projekten (Stand 2019), ist eine gründliche Recherche und Aufgabenstellung gemeinsam mit dem Auftraggeber zu erarbeiten. Vorgaben müssen analysiert werden und auch der Informationsbedarf der verschiedenen Nutzergruppen muss dabei erarbeitet werden. Dabei beachten wir die inhaltlichen, sprachlichen, gestalterischen und medialen Aspekte vor Ort und klären diese mit dem Auftraggeber. Natürlich sind die Normen und inklusiven Elemente zu berücksichtigen, sofern dies nötig bzw. möglich ist. Mittlerweile gibt es hierzu sehr viele Studien und Analysen auf die wir zugreifen können. Auch haben wir unzählige vergleichbare Projekte umgesetzt, die wir vorstellen und auf mögliche Probleme bzw. Lösungen verweisen können.
Muss für jedes neue Leitsystem immer wieder ein neues Konzept und eine neue Studie entwickelt werden? Wir denken, dass dies nicht nötig ist, sofern das Farbleitsystem alle Kriterien erfüllt, die für das Projekt nötig sind.
Das Rad immer wieder neu erfinden?
Natürlich ist jedes Projekt an sich individuell, aber wir greifen immer wieder auf unsere vorhanden Komponenten und Erfahrungen zurück. Syngerien und das effektive Umsetzung unserer Projekte haben uns ermöglicht, das Farbleitsystem so zu verfeinern, dass es mittlerweile von allen Auftraggebern gerne genutzt und weiter empfohlen wird. Oft werden Architekturbüros oder auch Agenturen, die sich auf Signaletik spezialisiert haben, zu Rate gezogen und natürlich werden die neun Leistungsphasen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) mit einbezogen.
Natürlich ist dies verständlich, aber unserer Meinung nach nicht immer nötig. Unser Ansatz für Orientierung wurde so konzipiert, dass es flächendeckend einheitlich ist und somit von den Nutzer erkannt wird und immer wieder auf gleiche Weise genutzt wird. Wir haben ein Orientierungssystem entwickelt, das einheitlich bei allen Gebäudestrukturen, egal wie komplex und groß, angewendet werden kann. Dafür ist die öffentliche Hand sehr dankbar, da dadurch die Planungskosten erheblich reduziert werden, erkennbarer Nutzen gesehen wird, eine schnelle Umsetzung möglich ist und neben der gewünschten Orientierung, die Sicherheit einen großen Stellenwert hat. Das System ist wartungfrei und sehr flexibel, selbst wenn die Gebäudestrukturen sich mit der Zeit ändern, kann das Farbleitsystem mitwachsen und immer optimal genutzt werden.
Generell sollte klar sein, dass Signaletikprojekte mittlerweile nicht immer individuell betrachtet werden müssen. Gebäudestrukturen sind jeweils bei Schulen, Universitäten und auch Krankenhäusern sehr ähnlich aufgebaut. Die Gebäudestrukturen sind immer den jeweiligen Nutzungen angepasst und damit im Grundprinzip identisch.
Auch ein einheitliches Leitsystem, wie das Farbleitsystem kann optisch schön gestaltet werden.
Design und Gestaltung
Neben den erforderlichen Normen (Schriften, Lesbarkeit, Beleuchtung, Positionierung, …) ist das Farbleitsystem vom Erscheinungsbild so gestaltet, dass es optisch in jedes Farbkonzept und jede Gebäudegestaltung passt. Natürlich können grafische Elemente hinzugefügt werden, sofern der Charakter des Farbleitsystems erkennbar ist und auch von der Polizei und Feuerwehr gut, gegenüber anderen Informationselementen im Gebäude, zu unterscheiden ist.
Design vermittelt emotionale, identitätsstiftende und ästhetische Aspekte, welche vertrauensbildend und beruhigend auf stressbetonte Menschen wirken können. Dieses haben wir in unserem FLS berücksichtigt und haben gerade durch die große Anzahl an unterschiedlichen Projekten, viel dazu gelernt und in unser System mit einbracht.
Unsere Aufgabe ist es, dem Auftraggeber die Komplexität und den Planungsprozess so einfach wie möglich zu gestalten. Oft kann der Auftraggeber sich nicht vorstellen, welches Produkt am Ende im Gebäude installiert wird. Bei uns hat der Auftraggeber immer die Möglichkeit, die Referenzprojekte zu betrachten und auch die Nutzer vor Ort zu interviewen. Auch durch die Standardisierung der Elemente kann man davon ausgehen, dass das System auch in 10 oder 50 Jahren weiter gepflegt und aktualisiert werden kann.
Denn ein Leitsystem ist an sich nie fertig, sondern immer neu am Entstehen und am Wachsen.